Müssen Produkttester ein Gewerbe anmelden?
Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, als Produkttester Geld zu verdienen bzw. in den Genuss von Vorteilen zu kommen. Die Notwendigkeit der Gewerbeanmeldung als Produkttester lässt sich nicht pauschalisieren, eine Einzelfallprüfung ist erforderlich. Oft wird die Tätigkeit nicht vergütet, auch die Produkte dienen meistens nur zu Testzwecken und dürfen nicht immer behalten werden.
Entscheidungen sind einzelfallbezogen zu treffen
Im Einzelfall ist genau zu prüfen, wie viel Geld oder welchen geldwerten Vorteil Produkttester nutzen können. Eine allgemeinverbindliche Grenze, ab wann als Produkttester eine Gewerbeanmeldung notwendig ist, gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, hier die generellen Rahmenbedingungen für eine bessere Orientierung zu beleuchten. Genau das möchte dieser Ratgeber für Produkttester leisten. Denn niemand will plötzlich Post vom Finanz- oder Gewerbeamt mit einer satten Forderung im Briefkasten finden.
Grundsätzliches zur Steuern & Gewerbeanmeldung für Produkttester
Generell unterliegen alle Einkünfte der Steuerpflicht. Bleiben diese aber unter einer Grenze von 420 Euro im Jahr, sind keine Steuern abzuführen. In diesem Fall wäre aufgrund der Geringfügigkeit auch nicht von einer gewerblichen Tätigkeit auszugehen. Bis zu 820 Euro werden Einnahmen geringer versteuert, erst darüber hinaus voll entsprechend den persönlichen Voraussetzungen. Wer im Monat mehr als 100 Euro als Produkttester verdient, wird auf die Einnahmen Steuern zahlen müssen.
Welche Kriterien machen eine Gewerbeanmeldung erforderlich?
Entscheidend für die Notwendigkeit der Gewerbeanmeldung sind die Regelmäßigkeit und die Gewinnerzielungsabsicht. Die Höhe der Einkünfte spielt nicht die alles entscheidende Rolle. Wer ab und zu ein Produkt testet und kein Geschäftsmodell daraus macht, wird im Regelfall kein Gewerbe anmelden müssen. Trotzdem unterliegen die Einnahmen der Steuerpflicht. So wäre es denkbar, dass ein einziger Produkttest mit einem größeren Betrag vergütet wird.
Die Höhe der Einkünfte ist eher für die Höhe der Abgabenlast bzw. das Nutzen von Freibeträgen relevant. Bis zu einem Jahresfreibetrag von mehr als 10.500 Euro müssten Produkttester keine Steuern zahlen, wenn es sich um die einzigen Einkünfte handelt.
Checkliste: Wann müssen Produkttester ein Gewerbe anmelden?
- Unterhalb des Jahresgrundfreibetrag von mehr als 10.500 Euro sind die Einnahmen als Produkttester steuerfrei. Umsatzsteuer kann aber trotzdem anfallen.
- Handelt es sich um einen Nebenverdienst, sind bis zu 420 Euro im Jahr steuerfrei. Alles, was darüber hinaus geht, unterliegt der Steuerpflicht.
- Regelmäßige und vergütete Produkttests lassen eine Gewinnerzielungsabsicht vermuten, die eine Gewerbeanmeldung zur Folge hätte. Das setzt aber voraus, dass der Test vergütet wird (mit einer Zahlung, der Produktüberlassung oder auch einem Gutschein). Ist das nicht der Fall, lassen sich Einnahmen formal kaum ermitteln für die zeitlich begrenzte Produkttestung.
- Werden die Produkttests nicht vergütet und müssen die Geräte zurückgeschickt werden, sind steuerrechtlich eigentlich keine relevanten Tatsachen geschaffen. Für den Produkttester kann aber bereits der zeitweilige Zugriff auf ein Produkt einen Mehrwert darstellen.
- Durch das neue Plattformen-Steuertransparenzgesetz könnten Produkttester Post vom Finanzamt bekommen, da ihr Tätigkeiten gemeldet werden. Insofern sollte jeder Produktester prüfen, ob die Tätigkeit gewerblich und steuerpflichtig ist. Gewerbesteuer wäre ohnehin erst ab einem Jahresfreibetrag von 24.500 Euro zu zahlen.
Sonstige Einkünfte durch Produkttests
Wer nur ab und zu Produkte testet, wird im Regelfall kein Gewerbe anmelden müssen. Hierzu sind regelmäßige Tests mit klarer Gewinnerzielungsabsicht notwendig. Unregelmäßige Einnahmen aus diesem Bereich stellen sonstige Einkünfte dar. Zu bemessen ist im Einzelfall immer, welcher Wert Produkttestern konkret überlassen wird. Das ist bei einem Gerät mit dem Preis recht einfach zu beziffern. Bleibt es nur bei der Produktnutzung und wird diese nicht vergütet, entsteht im engeren Sinne überhaupt kein Gewinn. Erhält der Produkttester für seine Arbeit Gutscheine, so sind diese als geldwerter Vorteil bei der Steuer zu berücksichtigen.
Muss ich als Produkttester Umsatzsteuer abführen?
Umsatzsteuer müssen Produkttester erst abführen, wenn sie nicht Gebrauch von der Kleinunternehmerregelung machen bzw. die Einnahmen bereits im ersten Jahr über der relevanten Grenze von 22.000 Euro liegen. Durch die Beantragung der Kleinunternehmerregelung besteht legal die Option, keine Umsatzsteuer auf die eigenen Einnahmen erheben zu müssen.
Wie viel Geld darf ich als Produkttester ohne Gewerbeanmeldung verdienen?
Bis hierhin dürfte deutlich geworden sein, dass es keine pauschale Grenze gibt. Wird der Jahresfreibetrag von 410 Euro deutlich überschritten und sind die Einnahmen regelmäßig, spricht viel für die Notwendigkeit der Gewerbeanmeldung. Hieraus ergeben sich übrigens keine unmittelbaren finanziellen Nachteile, da 24.500 Euro im Jahr steuerfrei sind. Handelt es sich um einen Nebenerwerb, dürfte diese Grenze in den allermeisten Fällen nicht überschritten werden.
Wie oben angedeutet, kann die Materie im Einzelfall sehr komplex sein. Daher kann es empfehlenswert sein, einen Steuerberater zu befragen. Einkünfte aus gewerblicher Tätigkeit sind übrigens in Anlage G (Einkünfte aus Gewerbebetrieb) zu erfassen.
Was hat es mit dem Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) auf sich?
Wer als Produkttester für Händler bzw. Plattformen wie Amazon unterwegs ist, sollte die Auswirkungen des neuen Plattformen-Steuertransparenzgesetzes beachtet. Unternehmen müssen aufgrund dieses Gesetzes Umsätze bzw. relevante Tätigkeiten als Produkttester melden, wenn das Entgelt über 2.000 Euro im Jahr liegt und mehr als 30 Tätigkeiten vorliegen.
Wer als Produkttester bei Amazon agiert, könnte also irgendwann Post vom Finanzamt bekommen. Es könnte bereits von der Tätigkeit wissen! Daher erscheint es wichtig, die eigenen Voraussetzungen zu prüfen und im Zweifelsfall ein Gewerbe anzumelden. Mit 2.000 Euro und 30 Tests im Jahr sind weitere Variablen als Grenze benannt.
Fazit: Die Tätigkeit als Produkttester kann gewerblich sein!
Leider können Sie keine fixe Grenze mit aus diesem Ratgeber nehmen, ab der eine Gewerbeanmeldung unbedingt zu erfolgen hat. Aber Sie haben wichtige Variablen und Kriterien mit Gewinnerzielungsabsicht und Regelmäßigkeit kennen gelernt. Für Ihre Produkttests müssten Sie zudem die Art der Vergütung prüfen, wenn diese überhaupt vorgesehen ist. Handelt es sich nur um die zeitlich beschränkte Nutzung von Produkten ohne jede Art von Vergütung, kann nicht von einem Gewerbebetrieb die Rede sein. Dann bliebe höchstens noch die Frage nach den Steuern. Diese ließe sich aber nur konkret bemessen, wenn Sie z. B. einen Gutschein als geldwerten Vorteil oder aber das Produkt mit einem bezifferbaren Wert behalten dürfen.
Vorsicht: Das Finanzamt ist an potenziellen Steuereinnahmen interessiert!
Das neue Steuertransparenz-Gesetz zeigt, dass sich viel auf diesem Feld bewegt, insofern sollten Sie auch in Zukunft auf neue Regelungen achten. Das Finanzamt könnte schon von Ihrer Tätigkeit wissen, noch bevor Sie über die Notwendigkeit der Steuerpflicht geschweige denn die Gewerbeanmeldung nachgedacht haben. Falls Sie Fragen mit Blick auf den geldwerten Vorteil bzw. die Bezifferung Ihres Verdienstes als Produkttester haben, sollten Sie einen erfahrenen Steuerberater zu Rate ziehen.
Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?
Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...
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