Müssen Influencer ein Gewerbe anmelden?

Angefangen hat alles mit wenigen Videos auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok. Schnell ist die Zahl der Follower gestiegen, damit auch die Reichweite. Aus dem Hobby ist spätestens ein moderner Beruf namens Influencer geworden, wenn Anfragen von Unternehmen kommen und mit Werbung gutes Geld verdient werden kann. Ist das der Fall, ist eine Gewerbeanmeldung als Influencer absolut notwendig. Dieser Ratgeber fasst die wichtigsten Voraussetzungen rund um die Gewerbeanmeldung zusammen.
 

Was zeichnet die Tätigkeit als Influencer aus?

Wer als Influencer Geld verdient, hat sich auf TikTok, YouTube und Co. bereits eine große Basis an Followern aufgebaut. Je mehr Follower Influencer haben, desto mehr Geld können sie verdienen. Oder im Sinne der Gewerbeordnung formuliert: Desto größer ist die Gewinnerzielungsabsicht. Liegt diese vor, werden Influencer nicht um eine Gewerbeanmeldung umherkommen. Auch dann nicht, wenn es sich „nur“ um eine nebenberufliche Tätigkeit handelt. Wird Geld mit Werbeanzeigen und Produktplatzierungen verdient, handelt es sich ganz klar um eine gewerbliche Tätigkeit.
 

Sind Influencer Freiberufler?

In der unternehmerischen (!) Praxis werden Influencer von Ämtern meistens als Gewerbetreibende eingestuft. Eine Anerkennung als Freiberufler durch das Finanzamt kommt nur in Frage, wenn Influencer einer künstlerischen oder journalistischen Tätigkeit nachgehen. Das ist im Einzelfall zu prüfen, das zuständige Finanzamt trifft die Entscheidung. Es kommt auch auf den eigenen Qualifikationshintergrund und die damit verbundene Schöpfungshöhe an.

Wichtig ist, dass ein freiberuflicher Influencer alle seine Leistungen selbst erbringen muss. Kommen zur journalistisch-künstlerischen Tätigkeit auch Werbeeinnahmen von Unternehmen hinzu, entsteht jedoch zumindest für diesen Teil der Tätigkeit eine Gewerbepflicht. Einnahmen wären ggf. buchhalterisch getrennt zu erfassen. Will heißen: Eine Anerkennung als Freiberufler ist kein Freifahrtschein dafür, den Kern der künstlerischen Tätigkeit verlassen zu dürfen. Wer als Freiberufler anerkannt ist, muss kein Gewerbe anmelden.
 

Checkliste: (Wann) müssen Influencer ein Gewerbe anmelden?

  • Wenn aus dem Hobby eine berufliche Tätigkeit mit regelmäßigen Einnahmen sowie dauerhafter Gewinnerzielungsabsicht geworden ist (es gibt keine bestimmte Zahl an Followern als Grenze zur Gewerbepflicht).
  • Regelmäßige Einkünfte aus Affiliate-Marketing oder für Produkttests für Unternehmen sind klare Hinweise auf eine gewerbliche Tätigkeit.
  • Ein Gewerbe ist als Influencer auch für nebenberufliche Einkünfte anzumelden.
  • Nur im Falle der Anerkennung als Freiberufler durch das Finanzamt wäre keine Gewerbeanmeldung notwendig, was aber nur für journalistisch-künstlerische Tätigkeiten gilt (z. B. für Blogger).
  • Zu eigenen Rechtssicherheit sollte das Gewerbe frühestmöglich angemeldet werden, zumal Gewerbesteuer erst ab einem jährlichen Freibetrag von 24.500 Euro zu zahlen ist.
  • Neben der Gewerbsteuer rücken auch die Einkommensteuer und die Umsatzsteuer in den Fokus der Buchhaltung.


Ab wann ein Gewerbe anmelden als Influencer?

Auch wenn eine konkrete Regel als Orientierung schön wäre, gibt es diese in der Realität nicht. Ein Gewerbe ist als Influencer aber in aller Regel anzumelden, wenn aus dem Hobby ein Beruf bzw. nennenswerte Einnahmen werden, die ggf. auch zur Finanzierung des Lebensunterhaltes reichen. Formal ist eine Gewerbeanmeldung als Influencer notwendig, wenn eine dauerhafte Gewinnerzielungsabsicht vorliegt und mit Einnahmen aus Werbung regelmäßig Geld verdient wird.

Spätestens wenn Affiliatelinks und Produktplatzierungen häufig dazukommen, kann von einem Hobby keine Rede mehr sein. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Gewerbeanmeldung bereits erfolgt sein. Im Einzelfall kommt es immer darauf an, was der Kanalbetreiber aus der Anzahl an Followern macht und ob er sich als Influencer sieht. Der Kanal könnte auch weiterhin als Hobby betrieben werden.

Wann Gewerbe anmelden?


Wie Gewerbe anmelden als Influencer?

Die Gewerbeanmeldung als Influencer kann schnell vorgenommen werden, in immer mehr Städten und Kommunen ist das sogar online möglich. Die bundesweit nicht einheitlich geregelten Kosten für die Gewerbeanmeldung bewegen sich meistens zwischen 30 und 60 Euro. Abgesehen vom Formular zur Gewerbeanmeldung ist ein gültiger Personalausweis vorzuweisen. Die Tätigkeit sollte möglichst konkret und umfassend beschrieben werden, auch weil spätere Änderungen anzeigepflichtig sind. Zu beachten ist, dass sich eine Pflichtmitgliedschaft in der IHK ergeben kann.


Wann Gewerbe anmelden als Influencer?

Das Gewerbe sollte spätestens angemeldet werden, sobald die ersten Einnahmen erzielt werden. Beachten Sie, dass eine Gewerbeanmeldung bis zu 3 Monate rückgängig vorgenommen werden kann. Wer zu lange wartet, muss mit hohen Nachzahlungen und auch empfindlichen Strafen wegen der Ordnungswidrigkeit rechnen.


Welche Steuern kommen für Influencer in Frage?

Übersteigen die Einnahmen als Influencer den Grundfreibetrag von ca. 10.500 Euro im Jahr, ist Einkommenssteuer abzuführen. Handelt es sich um nebenberufliche Einkünfte, sind diese nur bis zu 420 Euro im Jahr steuerfrei. Alles, was über der Grenze von 820 Euro liegt, muss voll versteuert werden. Auch wenn Influencer ein Gewerbe anmelden, folgt daraus nicht sofort die Pflicht, Gewerbesteuer abführen zu müssen: Diese greift erst ab dem jährlichen Freibetrag von 24.500 Euro für die Gewerbesteuer.

Bis zu 2.000 Euro im Monat wären so oder so von der Gewerbesteuer befreit. Insofern ist die Gewerbeanmeldung nicht sofort mit einer höheren Abgabenlast verbunden. Entscheiden sich Influencer nicht für die Kleinunternehmerregel, müssten sie Umsatzsteuer via Voranmeldung regelmäßig an das Finanzamt abführen. Wer die besagte Regel nutzt und in Jahr 1 nicht mehr als 22.000 Euro Umsatz macht, kann auf Rechnungen legal auf den Ausweis der Umsatzsteuer verzichten.

Wichtig! Geschenke oder Zuwendungen von Unternehmen sind steuerrechtlich ebenfalls als Einnahmen relevant, sofern Produkte nicht weniger als 10 Euro wert sind oder diese nach dem Test an das Unternehmen zurückgeschickt werden. Die Überlassung von Produkten oder weiteren Vorteilen kann ebenfalls eine Einnahmequelle von Influencern darstellen, die zu versteuern ist.


Was für Influencer rechtlich noch wichtig ist

Nicht nur das Steuer- und Gewerberecht spielt für Influencer eine wichtige Rolle. Sobald mit Fotos, Videos oder Marken gearbeitet wird, sind Urheberrechte zu beachten, um für Rechtssicherheit zu sorgen. Urheberrechtlich geschützte Inhalte dürfen nicht einfach ohne Einwilligung geteilt werden. Das gilt auch für Fotos, auf denen Personen zu erkennen sind, die kein Einverständnis für die Veröffentlichung erteilt haben.

Unternehmen, die ihre Produkte vom Influencer präsentieren lassen wollen, werden nichts gegen die Benutzung der Marke haben. Es sollte aber vorher eine rechtsverbindliche Absprache darüber erfolgen, wie der Influencer die Produkte bzw. Markenrechte einbindet.


Fazit zur Gewerbeanmeldung für Influencer

Auch wenn die Abgrenzung zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden nicht immer klar ist, werden die meisten Influencer erfahrungsgemäß der Gewerbepflicht unterliegen. Alles, was über ein Hobby hinausgeht und mit einer regelmäßigen Gewinnerzielungsabsicht einhergeht, deutet ganz klar auf die Notwendigkeit der Gewerbeanmeldung als Influencer hin.

In jedem Fall sind die individuellen Voraussetzungen immer rechtzeitig und fundiert zu klären. Insofern kann dieser Beitrag nur die groben Rahmenbedingungen skizzieren, aber keine rechtliche oder steuerliche Beratung ersetzen.

Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?

Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...

 


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