Als Dachdecker selbstständig machen und Gewerbe anmelden
Dächer haben eine begrenzte Lebensdauer, die je nach Ausführung, Materialien und Witterungseinflüssen bei etwa 30 bis 50 Jahren liegt. Immer häufiger vorkommende Unwetterschäden oder Zukunftstechnologien wie Photovoltaikmodule rufen Dachdecker aber auch jenseits der normalen Instandsetzung auf den Plan, sodass sich ein attraktiver Wachstumsmarkt nutzen lässt.
Angesichts dessen kann es sich auszahlen, mit der Selbstständigkeit bzw. Gewerbeanmeldung als Dachdecker zu planen. Dieser Ratgeber beleuchtet alle wichtigen Voraussetzungen und Schritte. Eine fundierte Berufsausbildung, Praxiserfahrungen und kaufmännisches Wissen erscheinen unabdingbar, um sich als Dachdecker selbstständig zu machen.
Checkliste: selbstständig machen und Gewerbe anmelden als Dachdecker
- Es handelt sich laut Anlage A der Handwerksordnung um ein zulassungspflichtiges Gewerbe: Für die Gewerbeanmeldung bzw. selbstständige Berufsausübung ist ein Meistertitel vorgesehen.
- Vorhandene Berufserfahrung (Altgesellenregelung), Härtefälle, ein Studienabschluss oder die Einstellung eines Meisters in leitender Position sind Optionen, um ohne eigenen Meistertitel ein Gewerbe als Dachdecker anmelden zu können.
- Vor der Gewerbeanmeldung als Dachdecker ist die Eintragung in die Handwerksrolle vorzunehmen.
- Ein durchdachter Businessplan sollte die Basis für die Existenzgründung als Dachdecker sein.
- Fördermittel (ggf. Gründungsberatung nutzen) sollten konsequent genutzt werden, um die Gründung des Dachdeckerbetriebs auf eine finanziell breite Basis zu stellen.
Ausgangslage: Warum selbstständig machen als Dachdecker?
Auch wenn es in Deutschland rund 15.000 Dachdeckerbetriebe gibt, herrscht auch in diesem Handwerk Fachkräftemangel. Das merken potenzielle Kunden daran, dass sie oft monatelang auf einen Termin für eine Dacherneuerung oder die Installation von Solarmodulen warten müssen. Je nach Standort sind gerade darin sehr gute wirtschaftliche Chancen zu sehen, sich als Dachdecker selbstständig zu machen.
Fachkräftemangel kann für Selbstständigkeit eine Chance sein
In den kommenden Jahren werden viele Dachdecker der so genannten Babyboomer-Generation gehen, sodass sich für Betriebsübernahmen oder Neugründungen in diesem Handwerk sehr perspektivenreichen Chancen ergeben. Das zeigt sich auch eindrucksvoll an der niedrigen Insolvenzquote, die für Dachdeckerbetriebe bei nur etwa 1,5 % liegt.
Umsätze für Dachdeckerbetriebe steigen seit Jahren
Vielerorts ist mit einer hohen Nachfrage zu rechnen, auch wenn die Bautätigkeit nicht sehr stark ist. Modernisierungen und Photovoltaik sorgen für eine hohe Grundauslastung. Das zeigt sich auch an den konstant wachsenden Umsätzen in diesem Handwerk, die 2022 fast 13 Milliarden Euro betragen haben. Zum Vergleich: 2012 lagen die Umsätze noch bei 9,1 Milliarden Euro.
Zahlungsmoral als mögliches Probleme für Dachdeckerbetriebe
Jahresumfragen des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zeigen, dass die Zahlungsmoral gerade bei Firmenkunden verbesserungswürdig ist. Binnen 2 Wochen zahlen nur etwa 50 % der Kunden, bei Aufträgen aus öffentlicher Hand ist die Zahlungsmoral noch schlechter.
Mit Blick auf das wichtige Liquiditätsmanagement für unternehmerische Handlungsspielräume sollten angehende selbstständige Dachdecker von Beginn an nichts dem Zufall überlassen. Zu überlegen ist, inwieweit das Forderungsmanagement angesichts dieser Befunde von einem externen Dienstleister übernommen werden sollte.
Am richtigen Standort als Dachdecker Gewerbe anmelden
Es liegt auf der Hand, dass die Chancen als selbstständiger Dachdecker mit der Nachfrage, Konkurrenz und auch eigenen strategischen Positionierung am Standort stehen oder fallen. Vor der Gewerbeanmeldung bzw. Unternehmensgründung hat insofern eine gründliche Standortanalyse zu erfolgen. Potenzielle Auftraggeber bzw. Zielgruppen sind zu analysieren. Von Privatkunden bis hin zu Aufträgen aus öffentlicher Hand ist alles möglich.
Je nach Konkurrenz kann es auch sinnvoll sein, über eine standortspezifische Spezialisierung nachzudenken. Das können z. B. bestimmte Dachtypen sein (z. B. Reetdächer in Norddeutschland oder ein Alleinstellungsmerkmal als Fachbetrieb für Solarmodule). Das bedeutet für die Gewerbeanmeldung als Dachdecker im Umkehrschluss auch, dass regionsspezifische Baustile oder Traditionen für das Leistungsspektrum gezielt berücksichtigt werden sollten.
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerk
Grundvoraussetzung: Businessplan für Dachdeckerei ausarbeiten
Wer sich als Dachdecker selbstständig machen möchte, sollte nichts dem Zufall überlassen und einen Businessplan ausarbeiten. Darin sollte die strategische Ausrichtung zielfokussiert erfolgen, alle wichtigen Geschäftszahlen sollten im Finanzteil mit realistischen Annahmen hergeleitet werden.
Erfahrungsgemäß werden im Businessplan für eine Dachdeckerei vor allem die folgenden Themen eine zentrale Bedeutung einnehmen:
- Standortanalyse.
- Liquiditäts- bzw. Kostenplanung.
- Unternehmensfinanzierung.
- Marketing.
- Strategische Positionierung mit Alleinstellungsmerkmalen.
Voraussetzungen für Selbstständigkeit als Dachdecker: Gewerbeanmeldung
Um sich als Dachdecker selbstständig zu machen, sind zahlreiche formale Voraussetzungen zu erfüllen. Es kann nicht jedermann einfach ein Dachdecker Gewerbe anmelden, Berufsausbildung und Meistertitel sind als Voraussetzungen anzusehen.
Es handelt sich beim Dachdecker um ein zulassungspflichtiges Gewerbe laut Anlage A der Handwerksordnung. Das bedeutet auch, dass im Rahmen der erforderlichen Gewerbeanmeldung die Eintragung in die Handwerksrolle vorgesehen ist. Es versteht sich von selbst, dass Dachdecker für diesen Schritt in die berufliche Selbstständigkeit in jeder Hinsicht fit sein sollten, denn der körperliche Aspekt dieser Arbeit ist nicht zu unterschätzen.
Meisterpflicht als Dachdecker in Deutschland
Für die Gewerbeanmeldung als Dachdecker ist grundsätzlich ein Meistertitel notwendig. Damit möchte der Gesetzgeber höchste Qualitätsstandards wahren, schließlich genießen Meisterbetriebe im Handwerk ein sehr hohes Ansehen. Insofern liegen in der Vermarktung als Meisterbetrieb viele Chancen, auch mit Blick auf den Fachkräftemangel.
Meisterbetriebe dürfen selber Nachwuchs ausbilden. Um in diesem Bereich erfolgreich zu sein und das Unternehmen langfristig auf eine fundierte Basis zu stellen, sollte der Businessplan bereits Antworten enthalten: Wie soll Nachwuchs gewonnen und mit welchen Mitteln / Angeboten gehalten werden?
Dachdeckerei gründen ohne Meistertitel?
Die gute Nachricht: Wer selber als Dachdecker keinen Meistertitel innehat, muss seinen Traum vom eigenen Unternehmen bzw. der Gewerbeanmeldung nicht aufgeben. Es lassen sich zahlreiche Alternativen nutzen, die wir hier in kompakter Form beleuchten wollen (im Einzelfall sind die Voraussetzungen immer zu prüfen):
- Anstellung eines fachlich-technischen Betriebsleiters mit Meistertitel (Nachteil: ein Stück der Verantwortung muss in „fremde“ Hände gelegt werden).
- Jahrelange Berufserfahrung, mindestens 4 Jahre in leitender Position kann als Ersatz für den Meistertitel anerkannt werden (vergleiche § 7 HwO).
- Ausnahmeregelungen: Die Meisterprüfung könnte eine unzumutbare Belastung darstellen (vergleiche zu Details § 8 und 9 der Handwerksordnung).
- Absolventen eines fachliche relevanten Studienganges (Ingenieurswesen) können sich ggf. ohne Meister in diesem Bereich selbstständig machen.
- Als Alternative zur Neugründung kann ein bestehender Dachdeckerbetrieb übernommen werden, in einigen Fällen ist das ohne Meistertitel möglich.
Schritte für die Unternehmensgründung als Dachdecker
Bevor das Gewerbe als Dachdecker angemeldet werden kann, ist die Eintragung in die Handwerksrolle notwendig. Mit der so erhaltenden Handwerkskarte kann die Gewerbeanmeldung mit den beschriebenen Voraussetzungen oder Alternativen zum Meistertitel vorgenommen werden.
Je nach Rechtsform ist auch die Eintragung in das Handelsregister notwendig, vor allem bei Kapitalgesellschaften wie der GmbH. Mit Blick auf Haftungsverhältnisse und Finanzierungsmöglichkeiten sollte die Rechtsform für einen Dachdeckerbetrieb mit Bedacht gewählt werden.
Was passiert nach der Gewerbeanmeldung als Dachdecker?
Ist der Antrag vollständig, sollten Dachdecker den Gewerbeschein binnen 2 Wochen im Regelfall in den Händen halten. Das Gewerbeamt wird das Finanzamt automatisch informieren, die Tätigkeit ist steuerlich zu erfassen. Hierfür sollten unerfahrene Gründer ggf. einen Steuerberater hinzuziehen, da die Angaben für Steuervorauszahlungen unmittelbaren Einfluss auf die Liquidität haben.
Durch die Gewerbeanmeldung ergibt sich eine Pflichtmitgliedschaft in der Handwerkskammer, deren Beratungs- und Weiterbildungsangebot selbstständige Dachdecker auf der anderen Seite nutzen können. Zu beachten ist ferner die Anmeldepflicht beim Träger der gesetzlichen Unfallversicherung. Wer als selbstständiger Dachdecker Mitarbeiter beschäftigt, muss bei der Arbeitsagentur ein Betriebsnummer beantragen und Sozialversicherungsbeiträge jeden Monat fristgerecht abführen.
Spätestens hier wird klar, dass die Buchführung auch zu den täglichen Aufgaben als selbstständiger Dachdecker nach der Gewerbeanmeldung gehören wird. Daher sind neben professionellen Softwarelösungen und Fachpersonal auch die Leistungen eines Steuerberaters prüfenswert, um nicht den Überblick über die Zahlen und somit auch Geschäftsentwicklung zu verlieren.
Marketing nach Gewerbeanmeldung als Dachdecker
Die Gewerbeanmeldung ist mit allen Voraussetzungen als Dachdecker erfolgreich abgeschlossen. Der Gewerbeschein liegt vor, der Betrieb ist ordnungsgemäß angemeldet und steuerlich erfasst. Nun kann es in den operativen Geschäftsbetrieb gehen, die ersten Aufträge sollten nicht allzu lange auf sich warten lassen. Um für eine hohe Auslastung und Bekanntheit am anvisierten Standort zu sorgen, erweisen sich die folgenden Marketingmaßnahmen für Dachdecker als sehr zielführend:
Suchmaschinenoptimierte Webseite für Dachdecker:
Potenzielle Kunden sollten mit entsprechenden Suchanfragen beim eigenen Betrieb landen und schnell einen Ansprechpartner erreichen bzw. ein Angebot einholen können. Ohne digitale Reichweite funktioniert die automatische Auftragsakquise nicht. Durch die Präsenz auf Social-Media-Kanälen lässt sich die Reichweite durch Netzwerkeffekte und Empfehlungen weiter steigern. Hier besteht auch die Chance, das Handwerk als modern zu inszenieren und Nachwuchs für eine Ausbildung zu begeistern.
Präsenz auf Handwerkerportalen
Myhammer.de ist nur ein bekanntes Beispiel, um Angebot und Nachfrage mit wenigen Klicks zueinander bringen zu können.
Analoge Werbemaßnahmen für Dachdecker im Marketing Mix
Flyer, Zeitungsartikel und Werbung auf Firmenwagen sind sehr wirksame Mittel, um als Dachdecker Betrieb auf sich aufmerksam zu machen und neue Kunden zu gewinnen.
Kooperationen und Bewerbung auf öffentliche Ausschreibungen
Wer sich als selbstständiger Dachdecker nach der Gewerbeanmeldung nicht nur auf Privatkunden fokussieren möchte, sollte Kooperationen mit Baufirmen eingehen und auch regelmäßig Bewerbungen für öffentliche Ausschreibungen vornehmen.
Förderung für die Gewerbeanmeldung als Dachdecker?
Für die Betriebseinrichtung, Arbeitsmittel, Fahrzeuge, Personalkosten und Marketing fallen hohe Kosten an, die spätestens im Finanzteil des Businessplans zu konkretisieren sind. Da nur die wenigsten Gründer enorm viel Eigenkapital mit einbringen können, sollten konsequent alle staatlichen Fördermittel geprüft werden, auch solche auch regionaler Ebene bzw. im betreffenden Bundesland.
Insofern erscheint eine professionelle Gründungsberatung als sehr wichtig. Neben Krediten und Bankbürgschaften steht für die Startfinanzierung Darlehen von bis zu 100.000 Euro zur Verfügung. Landesbanken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau sind die richtigen Anlaufstellen für eine Wachstumsfinanzierung.
Fördermittel für Selbstständige
Fazit: Kann ich mich als Dachdecker selbstständig machen?
Dieser Ratgeber zur Gewerbeanmeldung hat gezeigt, unter welchen Voraussetzungen Dachdecker ihrer Berufstätigkeit selbstständig nachgehen können. Obwohl der Meistertitel formal eine Voraussetzung ist, wurden hier mehrere prüf- und gangbare Alternativen vorgestellt. Die Wichtigkeit des Businessplans sollte deutlich geworden sein, zentrale Themen wie das Marketing und die Finanzierung samt Fördermöglichkeiten sind angesprochen worden.
Worauf kommt es für Dachdeckerbetriebe vor allem an?
Leistungsstarke Alleinstellungsmerkmale und eine hohe digitale Reichweite erscheinen für die Auftragsakquise wichtiger denn je. Mit Blick auf das Leistungsspektrum sollten selbstständige Dachdecker Zukunftsthemen wie erneuerbare Energien bzw. Photovoltaik auf dem Schirm haben. Durch neue gesetzlichen Auflagen ist besonders in diesem Bereich in den kommen Jahren mit einer hohen Nachfrage und starkem Wachstum zu rechnen.
Wie viel verdienen selbstständige Dachdecker?
Neben der Selbstverwirklichung und Entscheidungsfreiheit spielt das liebe Geld natürlich für den Schritt in die Selbstständigkeit mit der Gewerbeanmeldung eine wichtige Rolle. Das zeigt, warum im Finanzteil des Businessplans mit realistischen Zahlen gerechnet werden sollte. Denn nur so lässt sich die aufgeworfene Frage zum Verdienst als selbstständiger Dachdecker beantworten.
Rein strukturell sind die meisten Dachdeckerbetriebe in Deutschland mittelständisch geprägt. Allgemeine Umsatzzahlen sind wenig aussagekräftig, zumal es im Einzelfall auf die Kostenstruktur des Betriebs ankommt. Ein Umsatz von 250.000 Euro kann daher unter dem Strich bei zwei Unternehmen zu deutlich unterschiedlichen Gewinnen führen.
Linktipp: Selbstständig machen als Dachdecker
Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?
Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...
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